„Ich kann machen, was ich will, aber das Wort mnemonic bekomme ich einfach nicht in meinen Kopf.“ So oder so ähnlich klingt es jeden Tag in meinen Ohren. Manchmal finden sich in Texten Wörter, die wir nicht verstehen. Meine fleißigen Kunden schreiben sich dann jedes Wort heraus, übersetzen und lernen und im Falle von mnemonic lernen und lernen und lernen ... Oftmals sage ich: „Forget it, mnemonic ist ein Wort, mit dem selbst ich in 20 Jahren vielleicht zweimal in Berührung gekommen bin. Du kannst dir damit kein Brot kaufen, kein Hotelzimmer mieten und auch nicht ausdrücken, dass der Abfluss verstopft ist.“ Das ist nämlich der Punkt: Das Wort muss für dich relevant, interessant und nützlich sein – nur dann behälst du es im Kopf. Aber wie funktioniert das genau?
1. Das Ultrakurzzeitgedächtnis (UZG)
Die neue Vokabel muss erst einmal deine Aufmerksamkeit finden. Was interessiert, wird registriert. Gelernt wird in Sekunden oder gar nicht. Deshalb erkläre ich mehr als oft, wie wichtig es ist, einen Bezug zum Wort oder zum Thema heruzustellen. Bist du Tennisspieler, wird es dir leicht fallen, dich an das Wort racket zu erinnern. Machst du gerne Fahrradtouren, wirst du dir automatisch die Verbindung go by bike merken. Eine neue Vokabel kreist ca. 10-20 sek als Ionenstrom in deinem UZG. Bekommt sie ausreichend Energie von dir, geht es mit voller Kraft voraus ins Kurzzeitgedächtnis.
2. Das Kurzzeitgedächtnis (KZG)
Jetzt wird das Wort erst genauer unter die Lupe genommen. Schon Aristoteles und Augustinus haben festgestellt: „Unser Gehirn behält nur, was geordnet ist.“ Wir müssen dem Wort einen Platz geben, es mit etwas assoziieren, müssen es ordnen und irgendwie verankern. Beim Wort spicy denkt meine Generation immer sofort an die Spice Girls, (von denen tatsächlich übrigens nur Geri Halliwell dem Bandnamen alle Ehre machte), was schon allein als Assoziation - man könnte sagen als mnemonic - reicht. Allen anderen rate ich sich einfach mal ein scharfes Lebensmittel und eine würzige Speise vorzustellen, wenn sie das Wort vor sich sehen. Funktioniert wunderbar! Der vorhin erwähnte Ionenstrom wird nun langsam zur Materie.
3. Das Langzeitgedächtnis (LZG)
Wird das Wort genügend oft wiederholt und angewendet, gesellt es sich bald zu den anderen Informationen im LZG, welches übrigens 500.000 mal mehr Einheiten aufnehmen kann als in einem 25 - bändigen Konversationslexion stehen. Darin geht kein Wort verloren, es sei denn, es ist für den Moment nicht auffindbar. Letztens konnte ich mich zum Beispiel nicht mehr an das englische Wort für Angel erinnern, obwohl ich es dutzende Male zuvor verwendet habe. Manchmal können Stress oder Angst zu Denkblockaden führen; die Synapsen produzieren dann keine Transmitterflüssigkeit mehr. Wenn einem ein Wort also „auf der Zunge liegt“, aber nicht einfällt, gibt es dafür eine plausible Erklärung.
Abschließend stellt sich mir noch eine Frage: Wer von euch hat zwischenzeitlich das Wort mnemonic nachgeschlagen? :)
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